Nunkirche

Die Nunkiche - ein oder das Wahrzeichen des Hunsrücks? Die Nunkirche liegt auf einer Anhöhe zwischen dem Simmerbachtal und dem Soonwald, unmittelbar am Dorfrand von Sargenroth. Von der Nunkirche reicht der Blick weit ins Hunsrücker Land, über die Simmerner Mulde hinweg, zur Stadt auf dem Berge (Kirchberg) und darüber hinaus, auf den Soonwald, den Lützelsoon, den Idarwald und den Hochwald. Direkt östlich grenzen an die Nunkirche das mit Orchideen bewachsene Naturschutzgebiet Rochusfeld und der Bismarckturm (1902).

Das über 1.000 jährige Alter der Nunkirche ist belegt in zwei Mainzer Urkunden (1072/1074) zur Gründung eines Augustiner-Chorherrenstifts in Ravengiersburg. Die Nunkirche war eine Eigenkirche des Gaugrafengeschlechts der Bertholde. Die Urkunden belegen, dass es die Nunkirche "oben auf dem Berg" im Jahr 1072 bereits über 70 Jahre gab. Erzbischof Siegfried von Mainz genehmigte im Jahr 1072 dem Grafenpaar gegen Landabgaben den Bau einer Kapelle und die Ausgliederung der Burg aus dem Kirchensprengel der Nunkirche. Die Nunkirche gilt somit als Mutterkirche des Kloster Ravengiersburg. Dr. P. Clemen datierte Ende des 19. Jahrhunderts den Turm der heutigen Nunkirche in das 12. Jahrhundert. Somit gab es laut den Mainzer Urkunden bereits davor eine Ursprungskirche, denn bereits  im 10. Jahrhundert standen die Pachteinnahmen aus dem Kirchsprengel der Nunkirche dem Gaugrafengeschlecht der Bertholde zu. 1072 wurde als Eigentümer (-herren) der Nunkirche die Gräfin Kunigunde, Witwe des Grafen Emicho IV. erwähnt.

Der Name "Nunkirche" geht auf das mittelhochdeutsche „Nuwe Kirche“ (Neue Kirche) zurück. Es gab zu der Erbauungszeit der Nunkirche auf dem Hunsrück bereits ältere Kirchen, wie die Ursprungskirchen der Michaeliskirche in Kirchberg und der Stephanskirche in Simmern.

An der Nunkirche fanden im Mittelalter unter freiem Himmel "Hundgedinge" (Hundertschaftsgerichte) des Kloster Ravengiersburg unter Leitung der Vogtei als weltliche Schutzmacht des Klosters statt. Die Kirche selbst hatte im Mittelalter, obwohl sie bereits eine Pfarrkirche war, auch eine bedeutende Rolle als Wallfahrtskirche mit einem Rochus-Patrozinium.

Der eigentliche kulturhistorische Wert der Nunkirche sind die Freskenmalereien im Chorraum des Turmes. Die Fresken stammen aus dem 13. bzw. 14. Jahrhundert.

Zeitgeschichte

Über das Alter der Nunkirche wurde viel gerätselt. Die Nunkirche gehört zu den ältesten Gotteshäusern auf dem Hunsrück. Im Zuge der intensiven Erschließung des Soonwaldgebietes wurden die Kirche in Mörschbach, die Gehinkirche in Auen und die Semendiskappelle in Seesbach gebaut. Der Erzbischof Willigis († 1011), als vermeintlicher Auftraggeber für den Wiederaufbau der Nunkirche war u.a. auch Bauherr des Mainzer Doms.

Wahrscheinlich ist der heutige Turm mit seinen romanischen Teilen ein Nachfolgerbau einer früheren Holzkirche. Schon allein der Standort lässt auf eine Vorgeschichte schließen, denn unsere heidnischen Vorfahren hatten an solchen markanten Plätzen bereits ihre Kultstätten und hielten auch dort Gericht. Die Missionare zerstörten in aller Regel die Heiligtümer nicht, sondern setzten etwas Neues, aus ihrer Sicht Vollkommeneres, an solche Stellen. Die heutige Nunkirche wurde wahrscheinlich in der Zeit der Christianisierung des Soonwaldgebietes durch Erzbischof Willigis (* um 940 in Schöningen; † 23. Februar 1011 in Mainz) wieder erbaut. Dafür gibt es zwei zeitliche Indikatoren: Zum einen die Lebenszeit des Erzbischofs Willigis und zum anderen die Stiftungsurkunde des Klosters Ravengiersburg (1072/1074) mit dem Hinweis, dass die Eigenkirche des Gaugrafengeschlechtes der Bertholde oben auf dem Berge schon über 70 Jahre bestand. Als Eigenherrin der Nunkirche erscheint 1072 die Gräfin Kunigunde, Witwe des Grafen Emicho IV., der sämtliche Einnahmen aus dem Kirchensprengel zustanden. Danach geht die Ersterbauung auf die Vorfahren der Gräfin Kunigunde aus dem Grafengeschlecht der Bertholde zurück. Seit 922 lassen sich die Bertholde als Gaugrafen im Trechirgau nachweisen. Der Trechirgau (Trechere) war ein mittelalterlicher Verwaltungsbezirk um Treis an der Mosel. Der Verwaltungsbezirk gehörte zum Herzogtum Lothringen. Sein Umfang ist nur grob bekannt und lag ungefähr im Dreieck Enkirch (Mosel), Koblenz und Oberwesel (Rhein).

Zu dieser Zeit (10. Jhd.) gab es die umliegenden Dörfer noch nicht. Dennoch gab es bereits Siedlungen in dieser Gegend und der Kirchensprengel der Nunkirche reichte vom Simmerbach bis zur Lametbach, inklusive der Wildburg. Sargenroth als Dorf wurde erstmals 1276 als "Sargenrucke"  urkundlich erwähnt. Die Endung des Dorfnamen Sargenroth lässt auf eine Rodung schließen. Jedoch wird in alten Karten der Ort auch als "Säärschied" bezeichnet, was sich bis heute als Dorfname im Volksmund gehalten hat. Im Tal des Simmerbaches westlich der Nunkirche sind heute die Zwillingstürme des Augustiner-Chorherrenstifts zu sehen. Zur Erbauungszeit der Nunkirche stand dort jedoch noch die salische Burg der Rabangar. Die Simmerner Mulde war schon besiedelt, wenn auch die urkundliche Ersterwähnung von Simmern auf 1072 datiert ist.

Das Augustiner-Chorherrenstift in Ravengiersburg wurde durch Erzbischof Siegfried von Mainz für 12 Kanoniker (Chorherren) gegründet, nachdem Graf Berthold von Ravengiersburg und seine Gemahlin Hedwig kinderlos geblieben waren und ihren gesamten Besitz unter der Auflage ein Kloster zu gründen an den Mainzer Erzbischof übergeben hatten. In der Stiftungsurkunde des Klosters Ravengiersburg aus dem Jahre 1074 wird nicht nur erstmalig der heutige Name der Region "hundesrucha" (Hunsrück) erwähnt, sondern auch die Nunkirche als Eigenkirche des Gaugrafengeschlechtes der Bertholde aufgeführt. Das Kloster Ravengiersburg ist wesentlich jünger, die Türme, als älteste Teile der heutigen Klosterkirche, stammen aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bzw. aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Die Nunkirche war um die Jahrtausendwende (10. Jhd.) die  Mutterkirche der Grafen Bertholde und gilt somit als Mutterkirche des Klosters Ravengiersburg.

Der Erzbischof Willigis war eine bedeutende Persönlichkeit seiner Zeit; u.a. gilt er als der Baumeister des Mainzer Doms. Seit 969 war er unter dem römisch deutschen Kaiser Otto I. Kanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und sechs Jahre später (975) wurde ihm die Erzbischofswürde des Erzbistum Mainz übertragen. Als Kanzler war er zweiter Mann im Staate. Unter dem Erzbischof Willigis begann eine intensive kirchliche Erschließung des Soonwaldgebietes, vom Kloster Disibodenberg über das Martinsstift in Bingen, die Kirchen in Mörschbach - laut Stiftungsurkunde 1006 von Erzbischof Willigis aus Mainz geweiht -, die Nunkirche und die Gehinkirche in Auen - wurden noch vor der Mörschbacher Kirche von Erzbischof Willigis gebaut -, sowie die Semendiskappelle in Seesbach. Mit der Großpfarrei Kirchberg besaß das Erzbistum Mainz einen sehr alten Außenposten auf dem Hunsrück. Diesen galt es gegen die Machtbestrebungen der Kurfürsten von Trier für das Erzbistum Mainz zu bewahren.

Baugeschichte

Aus der romanischen Zeit (950 bis 1130) sind der fast quadratische, ursprünglich drei-geschossige, plumpe Turm (Rundbögen und die dicken festungsartigen Mauern) erhalten. Das dritte Geschoss des Turms wurde wahrscheinlich später abgetragen und es wurde eine Kirchturmspitze mit einem Knickhelm aufgesetzt. Das obere Geschoss mit den Blendfenstern inklusive Ecklisenen (Randverstärkungen) und abschließendem Rundbogenfries, den gepaarten Fenstern mit Mittelsäule sowie die beiden kleinen Säulen über der Eingangstür gehören zu den ältesten, baulichen Bestandteilen.

Die ursprünglich als Chor dienende Turmhalle hat ein Gradgewölbe, das in Richtung Kirchenschiff einen Rundbogen besitzt. Ursprünglich war in der Nordmauer ein Portal. Die Gottesdienstbesucher saßen wahrscheinlich im Freien. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden die ursprünglichen kleinen, romanischen Fenster im Turm durch größere, frühgotische Öffnungen ersetzt. Ein Langhaus bzw. Kirchenschiff wurde in der Verlängerung der Turmmauern nach Westen gebaut (1250). Dies belegen Fundamentreste der romanischen Langhausanlage in der Verlängerung der Nordwand des Turmes nach Westen, die beim Einbau der Holz-Heizung (1898) gefunden wurden. Die Innenmaße des ersten Langhauses betrugen demnach 16 x 6,40 Meter.

Die Nordmauer des Kirchenschiffs wurde im 14. Jahrhundert um vier Meter auf die heutige Breite erweitert. Die beiden Fenster im Langhaus an der Nordseite zeigen die typisch gotischen Spitzbögen und hatten gotische Sandsteineinfassungen, die jedoch in der Barockzeit (1575 bis 1770) verändert wurden.

1460: Die Nunkirche bekam erstmalig zwei Glocken - es ist überliefert, dass auf einer Glocke stand: "Maria heiß ich, all bös Wetter vertreib ich, Dillmann zu Hagenau boor, goß mich".

1688 – 1697: Im Zuge der Pfälzischen Erbfolgekriege wurde die Nunkirche stark zerstört.

1744: Die Kirchspielleute aus Sargenroth, Tiefenbach, Belgweiler und Wimmersbacherhof klagen über das Essen, das sie den Handwerkern reichen mussten, beschweren sich über die harten Frondienste und darüber, dass sie aus eigenen Mitteln die weitläufige Mauer um die Kirche und den Kirchhof herum, sowie das Gestühl und die Bordkirche neu erbauen müssten.

1745: Über der heutigen Eingangstür steht diese Jahreszahl. Zu der Zeit erhielt die Nunkirche ihre heutige Gestalt. Der Neubau des Kirchenschiffes war unumgänglich und das Schiff wurde nach Westen verlängert, die Empore wurde gebaut und die Vorhalle errichtet.

1794-1814: Unter Napoleon war das Rheinland französisch. In Sargenroth wurde um 1794/95 durch die Besatzer ein örtliches Heerlager aufgeschlagen, das Gestühl der Nunkirche wurde verbrannt und die Fenster wurden ruiniert;

1840; Beim stundenlangen Trauergeläut für den preußischen König Friedrich Wilhelm III zersprang eine Glocke. Die verbliebene zweite Glocke, eine kleinere wurde umgegossen.

1845: Die erste Orgel wurde gekauft und am 3. August feierlich eingeweiht.

1873: Beim Begräbnis von Pfarrer Veit wurde eine Stunde lang geläutet. Dabei brach ein Klöppel aus einer der Glocken und fiel herunter.

1880/85: Die um 1845 gekaufte Orgel war wohl nicht neu, denn als die Gebrüder Stumm 1880 das “Jahrhunderte alte Werk” besichtigten, bezeichneten sie die Orgel als gänzlich unbrauchbar. Nachdem er seine Werkstatt von Emmerich am Niederrhein nach Kirn verlegt hatte, baute Gustav Stumm, ein solider und in der Fachwelt angesehener Meister, zum Preis von 3400 Mark eine neue Orgel ein. Liefertermin war Michaeli 1885. Die Orgel hat einen dreiteiligen Orgelprospekt in nüchternen Renaissanceformen mit im Halbkreis abgeschlossenen Einsätzen. Der Mittlere ist durch einen Giebel gekrönt. Das Werk hat zwei Manuale und sechzehn Register.

1894/96: Pfarrer Stinshoff erinnert an die Freskenmalereien im Chorraum. Der bauliche Zustand der Nunkirche war zu dieser Zeit schlecht. Der Kreisbaumeister, der auf Anfrage von Pfarrer Stinshoff eine Neuplanung machte, wollte ein romanisches Kreuz mit zwei Tonnengewölben entstehen lassen. Die Pläne wurden jedoch nie umgesetzt!

1898/99: Unter Pfarrer Beysiegel erfolgte mit der Instandsetzung des Chorgewölbes im Turm auch die Restaurierung der gesamten Kirche. Auf der Westseite wurde eine Kirchentür als Notausgang angebracht, die alte, morsche Holzdecke im Schiff wurde durch eine Gipsdecke erneuert, die Orgelempore wurde vergrößert und mit Säulen gestützt. Der Holzfußboden wurde ausgebessert, vier neue Türen wurden angefertigt. Zur Erhellung der Empore wurden vier Fenster im Westgiebel gebrochen und noch weitere Dinge wurden erneuert. Am 19. November konnte die neu hergestellte Kirche von der Gemeinde wieder feierlich bezogen werden. Die Gesamtkosten der Renovierung beliefen sich auf 5758,70 Mark.

1917: Für Kriegszwecke wurde die 228 kg schwere Bronzeglocke eingeschmolzen. Zwei Glocken verblieben in der Nunkirche.

1924: Ab diesem Jahr bestand das Geläut aus drei vom Bochumer Verein gegossenen Stahlglocken. Die Glocken tragen bis heute die Inschrift "Glaube, Liebe und Hoffnung" und haben ein Gesamtgewicht von 37,9 Zentner. Seit 1964 gibt es ein elektrisches Geläut.

1932-35: In diesem Jahr setzte sich Pfarrer Klingenheben mit großem Eifer für die Erhaltung der Freskenmalereien im Chorraum ein. Die Fresken wurden restauriert und der vermauerte Chorbogen nach 230 Jahren wieder geöffnet. Am Turm wurde ein Heizungsraum angebaut.

1957-59: Das Langhaus wurde restauriert, eine Bretterdecke eingezogen und das Dach verschiefert.

1962: Der Glockenturm wurde neu verputzt.

1970er Jahre: In dieser Zeit wurden durch Zementverputz Figurenreste der Fresken im unteren Teil der Nordwand zerstört.

1984: In diesem Jahr kam es zu einer weiteren Rettungsaktion, initiiert durch Pfarrer Heinrich Fries. Der Turm wurde trockengelegt, die Fresken und Wandmalereien fachgerecht restauriert und gesichert. Die Kosten von 130 000 DM konnten durch den unermüdlichen Einsatz des Rotary-Clubs Simmern finanziert werden. Durch die mittelalterlichen Fresken und Wandmalereien in der gewölbten und ursprünglich als Chor dienenden Turmhalle bewahrt sich die Nunkirche eine besondere kunstgeschichtliche Bedeutung.

2008: Der Innenraum wurde renoviert und neu gestrichen.

2013: Die Orgel wurde restauriert und die Kirche neu gestrichen.

Reformation

Der Pfalzgraf Herzog Johann II. von Simmern blieb bis zu seinem Tode dem katholischen Glauben treu. Das Kloster Ravengiersburg stand unter seiner Vogtei. Erst sein Sohn, Herzog Friederich II. (1515 - 1576) und späterer Kurfürst der Pfalz (er nannte sich dann Friederich III.) von der Pfalz führte nach Übernahme der Regierung 1557 in seinem Land den neuen Glauben ein. Kraft des Augsburger Religionsfriedens von 1555 durften die Landesherren über die in ihrem Gebiet herrschende Konfession der Untertanen bestimmen.

Geistliche, die bereit waren die neue Glaubenslehre anzunehmen, blieben im Dienst. 1557 wurden erst der lutherische und 1598 schließlich der reformierte Gottesdienst in der Nunkirche eingeführt. Die biblische Botschaft, dass allein der Glaube an Jesus Christus zu Gott führt, erzeugte in der reformierten Kirche die Ablehnung aller Bildnisse und Heiligenstatuen. Kirchenutensilien, Nebenaltäre, Messgewänder und Hungertücher wurden eingesammelt bzw. abgerissen, zerstört oder verkauft. Unter dem Simmerner Herzog Georg (1566) kam es zur Aufhebung des Klosters. Die Besitzungen des Klosters wurden von einem Schaffner verwaltet.

Die Freskenmalereien in der Nunkirche wurden übertüncht, so dass sie in den folgenden Jahrhunderten fast in Vergessenheit gerieten. 1626 setzte die Gegenreformation auf dem Hunsrück ein und der evangelische Pfarrer wurde aus der Nunkirche vertrieben. Mit der Rückeroberung des Hunsrücks durch die Schweden kehrten jedoch die geflohenen, protestantischen Pfarrer wieder zurück. Für das Jahr 1688 liegt wieder ein Nachweis über einen evangelischen Pfarrer in der Nunkirche vor.

1693: Das Haus Pfalz-Simmern endet mit dem Tode des kinderlos gebliebenen Pfalzgrafen Karl. Karl war der Bruder von Liselotte von der Pfalz, die Schwägerin von Ludwig XIV. Obwohl Lieselotte von der Pfalz auf ihr Erbe verzichtet hatte, erhob der französische König in ihrem Namen Erbansprüche. Als Folge davon kam es zu dem Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 – 1697). Die Katholiken erreichten im Zuge der Pfälzischen Erbfolgekriegs die Einführung eines Simultaneums wodurch die Nunkirche ab 1699 von beiden Konfessionen genutzt werden konnte.

Bei der Kauber Kirchenteilung (1706) wurde die Nunkirche den Protestanten zugesprochen. Seitdem ist die Kirche kontinuierlich Pfarrkirche der zum evangelischen Kirchenkreis Simmern-Trarbach gehörenden Kirchengemeinde Sargenroth.  Am 8. Mai 1721 führte der Inspektor beim Oberamt Klage, um den Prozess der Räumung der Nunkirche durch die Katholiken zu beschleunigen. Noch im gleichen Jahr berichtete der Inspektor, dass der Pater Liborio das Taufgefäß und den Altarstein aus der Nunkirche geholt und die Kirche geöffnet habe. Seitdem ist die Nunkirche kontinuierlich Pfarrkirche der zum evangelischen Kirchenkreis Simmern-Trarbach gehörenden Kirchengemeinde Sargenroth (heute Sargenroth-Mengerschied). Im Zuge der Kauber Kirchenteilung wurde in den Orten, wo nur eine Kirche bestand, die Nutzung des Chorraums den Katholiken eingeräumt. Der Chorraum wurde von den Reformierten zugesprochenen. Vermutlich wurde deswegen der Chorbogen in der Nunkirche zugemauert und der Turm war bis 1935 nur durch eine Tür mit dem Langhaus verbunden.

Fresken

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden im Gewölbe des Chorraumes und an den Wänden des Turmes die frühgotischen Fresken mit biblischen Motiven. Die Bebilderung der christlichen Ideenwelt ist ein typisches Merkmal für die gotische Zeit. Durch die frühgotischen Freskenmalereien erhielt die Nunkirche eine kunstgeschichtliche Bedeutung.

1896 ließ Dr. P. Clemen von der Provinzialkommission in Bonn die Fresken freilegen, untersuchen und den Bestand sichern.

Am Gewölbe ist Christus auf einem Thron sitzend, als Erlöser in der Mandorla mit dem Buch in der Hand und der segnend erhobenen Rechten zu sehen. Gehalten wird die Mandorla von den vier Evangelisten: Matthäus als Engel, Markus als Löwe (nicht mehr zu erkennen), Lukas als Stier und Johannes als Adler. Bei Johannes ist der Kopf nicht mehr erhalten.

Ursprünglich waren alle vier Wandflächen mit erdfarbenen in gelb-rot gehaltenen Fresken gestaltet. Drei Wände zeigen die Darstellung des Jüngsten Gerichts. Auf der stark beschädigten Nordwand befanden sich 1896 außer den Konturen von Särgen, die dem Inneren der Hölle entsprechen, keine Malereien mehr. Laut P. Clemen, konnte 1896 dort noch das Himmelstor mit Blick aus dem Inneren der Hölle erkannt werden. Daneben war eine sitzende Figur dargestellt, die P. Clemen als Abraham deutete. Die Fresken der Ost- und Südwand mit den vier Feldern des Gewölbes stellen einen Ausschnitt aus dem Jüngsten Gericht dar. Zwei betende Engel füllen den leeren Raum über dem Fenster der Ostwand. Links neben dem Fenster der Ostwand befindet sich ein 1,25m hohes Bild mit einer Gruppe von Seligen, die ehrfurchtsvoll anbetend harren und ihren Blick hinüber zur Hölle gerichtet haben. Rechts vom Fenster der Ostwand erblicken wir hinter Ketten den Zug der Verdammten, der von zwei Teufelsgestalten angeführt wird. Am zahlreichsten sind Menschen mit für Juden typischen Hüten dargestellt, neben ihnen eine Edelfrau oder Königin, Frauen in Nonnentrachten, ein Bischof mit Mitra und Pedum (Krummstab) und ein Abt. Der Bischof erhebt den rechten Arm als müsse er sich gegen das Grausige der Hölle schützen. Ungewöhnlich für unser heutiges Empfinden ist es, wie der mittelalterliche Künstler selbst höchstgestellte, kirchliche Persönlichkeiten in die Möglichkeit höllischer Verbannung rückt. Erschütternd wirkt das Bild auch durch eine kniende Gestalt, eine Kindermörderin, die fröstelnd und schaudernd ihr lebloses Kind in den Armen hält. Seinen Abschluss findet der Zug auf der Südwand rechts vom Fenster. Hier erleiden die Gottlosen die Qual des ewigen Höllenfeuers. Zwei Teufel mit Bockshörnern und Tierschwänzen werfen die Verdammten in die verzehrenden Flammen. Wieder ein anderer Teufel sitzt auf einer Steinplatte, merkwürdigerweise mit Hals und Füßen an eine Säule gekettet, fest eine Menschenseele in den Armen haltend. Ob der Maler darstellen wollte, dass auch die Macht des Teufels ihre Grenzen hat, dass Christus den Satan in Ketten legte, den Gläubigen zum Trost? Der Raum über dem Fenster der Südwand wird ausgefüllt durch die Auferstehung der Toten aus halb in die Erde gesenkten, kastenartigen Gräbern (Särgen).

Jünger (14. Jahrhundert) als die Darstellung des Jüngsten Gerichts sind die gotischen Einzelfiguren in der Fensterlaibung der Ostwand. Die gotischen Fenster sind später in den romanischen Turm eingebaut worden. Das Fenster zeigt auf der nördlichen Laibung die Heimsuchung Maria’s mit einem Bauwerk mit Zinnenabschluss. Darüber Maria und der traurige Josef auf einer Bank. Auf der Südlaibung ist in einem Gehäuse die Anbetung der Heiligen Drei Könige dargestellt, darüber drei Engel in Wolken. Die Malereinen auf der Südwand sind nicht mehr erhalten. Man kann nur noch die Bordüre auf der Stirnseite mit einem roten Streifen mit gelben Krappenbesatz erkennen. Im Torbogen zeigen zwei Bilder vier kluge Jungfrauen und zwei die vier törichten Jungfrauen als Sinnbild des Weltgerichts. Dies ist die mittelalterliche Auffassung als Tor zum Himmel. Über dem Torbogen verlaufen zwei Reihen Quader und darüber kaum noch erhaltene Büsten der zwölf Apostel.

In der Südmauer befindet sich ein in der vorderen Hälfte abgebrochenes bzw. abgeschlagenes Taufbecken (Piscina) aus Sandstein.

Hundertschaftsgericht

Im Mittelalter fand an der Nunkirche ein Versammlungs- und Gerichtsplatz des Klosters, das sogenannte Hundgeding oder auch Hundertschaftsgericht, statt. Es wurde Gericht gehalten und es gab auch eine Thingstätte zur Vollstreckung der Urteile, nördlich des Bismarckturmes. Aus dem Hundgeding entwickelte sich ein großer Vieh- und Handelsmarkt. Der Nunkircher Markt findet seit mehr als 570 Jahren, heute am ersten Dienstag und Mittwoch im September, an der Nunkirche statt.

Hundgedinge bzw. Hundertschaftsgerichte im Mittelalter, auch als peinliche Gerichte bezeichnet, endeten auch mit Verstümmelungen und/oder der Todesstrafe. Es galt das Grafschafts- oder Vogteirecht. Nach dem Aussterben der Heinzenberger im Jahr 1395 und dem Aussterben der Wildgrafen im Jahr 1408 wurde den Pfalzgrafen die Vogtei über das Kloster Ravengiersburg zugesprochen. Im Jahr 1410 wurde das gesamte Propsteigebiet mit dem Kloster an das neu geschaffene Herzogtum Pfalz-Simmern-Zweibrücken (später Pfalz-Simmern) übertragen. Das Propsteigebiet umfasste die Gerichte Nunkirche und Biebern mit zahlreichen Ortschaften.

Auf dem freien Platz an der Nunkirche wurden zahlreiche Sitze errichtet und die Menschen aus den Dörfern von der Soonwaldseite der Probstei des Kloster Ravengiersburg (bis zum Simmerbach) trafen sich zum Hundgeding. Das Hundgeding diente dazu, das geltende Recht zu überliefern und zu erneuern; die Gerichtsordnung nannte man Weistum. Die Rechtsprechung erfolgte im Wesentlichen auf der Grundlage des Gewohnheitsrechts. Das Hundgeding fand alle sieben Jahre statt und dauerte zwei Tage. 14 Schöffen der Gemeinden der Propstei waren eingebunden. Der Schultheiß der Propstei leitete das Hundgeding und schon sechs Wochen und drei Tage bevor das Hundgeding stattfand, wurde in allen Kirchen und Kapellen des Propsteibezirkes den Menschen die Einladung zum Hundegeding öffentlich mitgeteilt. Der Schultheiß hatte darüber zu wachen, dass zum Geding in der überlieferten Weise eingeladen und dieses auch abgehalten wurde. Aus jedem Haus musste der Hausherr erscheinen oder bei dessen Verhinderung ein "vernünftiger Bote". Das Recht wurde mündlich überliefert. Es wurden Maße und Gewichte in Erinnerung gerufen. So galt auf der Soonseite das Fruchtmaß von Holzbach, das Mehl- und Weinmaß aus der Bannmühle bzw. dem Keller in Ravengiersburg. Wenn der Bannmüller 30 Malter gemahlen hatte, gehörte ihnen ein Malter. Das Weiderecht wurde ebenfalls im Hundgeding geregelt.

Wallfahrtskapelle

Wallfahrten finden seit mehr als 650 Jahren (14. Jahrhundert) auf dem Hunsrück statt. Die Wallfahrt zur Mutter Gottes "vom Soon" – im Volksmund auch Schwarze Madonna genannt – war und ist an den ersten beiden September-Wochenenden. In der Klosterkirche in Spabrücken hängt ein wundertätiges Marienbild, die schwarze Madonna. Es wird behauptet, dass die Schwarze Madonna ursprünglich in der Kapelle am Räzeborn bei Riesweiler stand und bei der Zerstörung der Kapelle durch die Franzosen in der napoleonischen Zeit verkohlt wurde.

Schon in alten Zeiten kamen Pilger von weit her, aus dem Hochwald, von der Mosel, ja selbst aus der Eifel, um bei der Schwarzen Madonna Trost und Hilfe zu suchen. Die Prozessionen nahmen ihren Weg über den Hunsrück an Gebetsstationen und Wallfahrtskirchen vorbei, wie dem Kloster Engelport, dem Kloster Ravengiersburg, der Nunkirche - als Wallfahrtskapelle des Heiligen Rochus - bis zu der Eremitage Räzenborn bei Riesweiler. Im Schatten großer Bäume wurde an diesen Orten Halt und Rast gemacht. Wie der Hunsrückdichter Rottmann vom Räzeborn berichtet:
„Nau kimmt aag vor alde Zeire
Aus der Aefel dief eraus,
Mit der Präzession en Mutter
Unn ruht an dem Bore aus.

Rochus von Montpellier kann nicht der erste Schutzpatron der Nunkirche gewesen sein, denn er starb 1327 n.Chr., mehr als 300 Jahre nach der dokumentierten Erstnennung der  Nunkirche. Die Termine der ursprünglichen Nunkircher Märkte an Maria Lichtmess (2. Februar) und an Maria Himmelfahrt (15. August) lassen auf ein Marienpatrozinium der Nunkirche und einer damit verbundenen Marienverehrung in der Zeit vor dem 14. Jahrhundert schließen. Im Mittelalter, als die Pest ganze Dörfer und Siedlungen im Hunsrück hingerafft hatte, suchten die Gläubigen Zuflucht beim Heiligen Rochus, als Schutzheiliger gegen die Pest - was offensichtlich zu einem Wechsel im Patrozinium der Nunkirche führte. Wallfahrten standen oft auch im Zusammenhang mit Märkten. So liegen der Nunkircher Markt (heute am ersten Dienstag und Mittwoch im September) und auch die Kirmes von Sargenroth und Riesweiler (an Pfingsten) an den klassischen Wallfahrtsterminen im Mittelalter.